Heimat in der Fremde. Integration der Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg

Sehenswerte Ausstellung im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen

Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen  (AKVO) und der Verein Haus der Donauschwaben luden für Samstag, den 09. April 2016 in den  Festsaal des Hauses der Donauschwaben in Sindelfingen zur Eröffnung der Ausstellung „Heimat in der Fremde. Vertriebene im Südwesten – kirchliche Integration – gesellschaftliche Auswirkungen“ ein.

Zur  Eröffnung hielt  Prof. Dr. Rainer Bendel, Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Vertriebenenorganisationen Stuttgart den Vortrag: „Dass Er das Ebenbild Gottes im Menschen wiederherstelle. Religion – Fremde – Heimat“.

Gefühlvolle Interpretation der Musikstücke

 

Umrahmt war die Veranstaltung von dem Künstler Daniel Weiß mit drei einfühlsamen, zum Teil interpretatorisch angepassten  musikalischen Beiträgen am Klavier, die sonst nur bei Gottesdiensten oder Wallfahrten zu hören sind.

 

 

Begrüßungs- und Dankesworte des Vorsitzenden, Heribert Rech, Innenminister a.D.

Begrüßt wurden die rund 60 Gäste vom Vorsitzenden des Vereins Haus der Donauschwaben, Heribert Rech MdL, der kurz die Wichtigkeit der kirchlichen Organisationen  bei der Integration nach dem Zweiten Weltkrieg erwähnte. Auch zog er Parallelen zur heutigen Situation von Flucht und Vertreibung, wobei er aber auch auf die Unterschiede zur Nachkriegszeit betonte und bemerkte: „Den Verlust von Heimat kann nur                                                                                         der nachempfinden, der sie verloren hat.“

Aufmerksame Zuhörer

 

Prof. Bendels Vortrag  war sehr anschaulich, mit vielen Beispielen und Nennung von Personen gespickt, sachkundig und  akademisch, jedoch nicht faktenüberladen und sehr zuhörerfreundlich.

Einleitend brachte er ein bewegendes Zitat aus dem Brief eines Jungen, der den Schrei der Suche nach einem Stück Heimat im Ungewohnten, nicht Vertrauten, Fremden dokumentiert:

„Mein lieber Herr Bischof, nachdem die Mutti gestern einen Brief an Sie schrieb, will ich Ihnen auch ein paar Zeilen schreiben. Ich bin elf Jahre alt und bin ein junger Messdiener. Leider gibt es bei uns nur selten Gottesdienst, weil zu wenig Katholiken sind. Ja, wie schön war es doch in der Heimat in katholischer Umgebung. Alles ist vorbei. Habe keinen Freund, kein Buch, überhaupt nichts, was mir Freude macht. Das Traurigste ist nun das Weihnachtsfest ohne Bäumchen, ohne Krippe und unsern lieben Papa. Wir haben nur ein ganz kleines Zimmer. Ich bete viel für meinen Papa. Ich bete auch, dass wir von hier bald wegkommen und in katholischer Umgebung neue Heimat finden und ich jeden Tag Messe dienen kann.“

Professor Dr. Dr. Reiner Bendl: „Dass Er das Ebenbild Gottes im Menschen wiederherstelle“ Religion – Fremde – Heimat

 

Er resümierte: „Integration – oder bleiben wir beim Bild: Heimat in der Fremde oder, dass die Fremde die zweite Hälfte der Heimat werden konnte, wie die Meersburger Schriftstellerin Monika Taubitz mit einem Zitat von Annette von Droste-Hülshoff formulierte – brauchte viele Anstrengungen auf unterschiedlichen Ebenen:

a) Individuell: Dass die Vertriebenen mit dem Verlust leben lernen konnten und trotz dieser Verletzungen beziehungsfähig blieben. Sie bekamen mit kirchlichen Veranstaltungen Foren, sich über ihr Schicksal auszutauschen, sie drückten ihren Schmerz in Gebet und Lied aus („Wohin soll ich mich wenden“…), sie beteten um Stärkung und Kraft, damit sie Hass und Rache ablegen konnten.

Ein inhaltsreicher, fundierter Vortrag von Prof. Dr. Dr. Bendel

 

b) Kirchlich: Gedenkorte: Das Totengedenken, der Gang zum Grab der Vorfahren nach

Gespannte Ruhe im Publikum

dem sonntäglichen Gottesdienst, vor allem aber im Totenmonat November, war nicht mehr möglich und wurde schmerzlich vermisst. Die Vertriebenen wollten trotzdem der Verstorbenen, der eigenen Familie gedenken, sie suchten dafür nach Orten und Formen. Ähnlich dem Boom der Errichtung der Kriegerdenkmäler nach dem Ersten Weltkrieg, wurden nach der Vertreibung diese Heimat- oder Ostlandkreuze errichtet. Der Volkskundler Alfred Karasek-Langer hat bereits 1950 eine Veränderung des Sakralbildes des westdeutschen Raumes durch die Errichtung der   Gedenkkreuze der Vertriebenen festgestellt.

 

All das kann in der Ausstellung auf über 35 Roll-up Tafeln besichtigt werden, die in drei größere Kapitel gegliedert sind:

° die Vertriebenen im Südwesten, von der AKVO erstellt,

° sodann die kirchliche Integration (mit den Tafeln der Ackermanngemeinde, der Eichendorff-Gilde, des Sankt-Gerhards-Werks und des Hilfsbunds der Karpatendeutschen Katholiken)

° und das Kapitel „Gesellschaftliche Auswirkungen“.

 

Reges Interesse
Angeregte Gespräche
Dankbar für eine interessante gut besuchte Veranstaltung

Im Anschluss an die Ausstellung bestand die Möglichkeit, den Nachmittag bei Kaffee und Kuchen ausklingen zu lassen.

 

Die Ausstellung zur Geschichte und Integration der ost- und südostdeutschen Vertriebenen ist bis 30.06.2016 geöffnet.

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Text:  Hans Vastag

Fotos: Andreea-Loredana Minca, Walter Fissl und Hans Vastag

 

Adventslesung „Winter, Advent und Weihnachten in der donauschwäbischen Lyrik“ 12.12.2015

Tradition wird im Haus der Donauschwaben groß geschrieben. In diesem Sinnne lud das Haus der Donauschwaben in Sindelfingen am Samstag um 14 Uhr wieder  zur Adventslesung. Über 100 Gäste und Freunde des Hauses wollten sich diesen lyrischen Leckerbissen nicht entgehen lassen.

Der Jahreszeit entsprechend stand das Thema „Winter, Advent und Weihnachten in der donauschwäbischen Lyrik“ im Mittelpunkt der Lesung.

Nach den einführenden Worten von Herrn Heribert Rech MdL (Vorsitzender des Vereins Haus der Donauschwaben Innenminister a. D.), kamen die Zuhörer in den Genuss wundervoller Lyrik aus der Feder donauschwäbischer Autoren. Henriette Mojem und Sylvia Herrmann, trugen im weihnachtlichen Ambiente, eine Vielzahl von Gedichten mit besonderem Einfühlungsvermögen und Besinnlichkeit vor.

Rech Rede
Heribert Rech MdL
Henny Sylvia
Henriette Mojem und Sylvia Herrmann

Dazwischen erklangen Advents- und Weihnachtsstücke, vorgetragen von Heribert Rech (Violine) und Daniel Weiß (Klavier).

Die gut besuchte Veranstaltung und der begeisterte, lang anhaltende Applaus belohnte die Interpreten und ließ das große Interesse an Lesungen mit donauschwäbischer Literatur erkennen.

Innerhalb weniger Minuten versetzten die Interpreten das Publikum in eine feierliche adventliche Stimmung. Es gelang ihnen, die Zuhörer auf eine weite Reise mitzunehmen. Die Gäste genossen den pannonischen Winter, sie tauchten ein in die Gedanken- und Gefühlswelt donauschwäbischer Dichter und ließen sich von der Schönheit der Sprache und Musik berühren.

 

Rech Weiß
Daniel Weiß (Klavier), Heribert Rech (Violine)

Diese Symbiose von Lyrik und Musik, verlieh der gesamten Veranstaltung eine künstlerische Eleganz, die seinesgleichen sucht und das Auditorium in eine vorweihnachtliche Traumwelt entführte.

Fotos: Walter Fissl

Zuhörerschaft

Stifterfeier für Helene Rasimus-Globuschütz

Am 16. November lud das Haus der Donauschwaben um 14 Uhr in Sindelfingen zur feierlichen Enthüllung der Stiftertafel für Helene Rasimus-Globuschütz.20151116_142819

Die aus Kathreinfeld/Banat stammende Donauschwäbin hatte bereits 1986 einen Stifteranteil für das Haus der Donauschwaben gezeichnet. Die Feierstunde für den zweiten Stifteranteil konnte die großzügige Stifterin leider nicht mehr miterleben, da sie am 11. Februar dieses Jahres im gesegneten Alter von fast 94 Jahren in Kanada verstorben ist. In Erinnerung zu bleiben, war ihr großer Wunsch. Mit ihrem Namen auf der Stiftertafel wurde Frau Rasimus-Globuschütz dieser Wunsch nicht nur erfüllt, vielmehr ist sie dadurch gerade für die donauschwäbische Gemeinde unsterblich geworden. Dafür haben ihre Nichte und Neffen gesorgt. Sie erfüllten den Willen ihrer Tante und stifteten den vorgesehenen Betrag dem Haus der Donauschwaben.

Die Nichte und die Neffen mit ihren Ehepartnern waren auch zur Stifterfeier gekommen, die im blumengeschmückten Festsaal des Hauses der Donauschwaben begann.

Nach der musikalischen Einleitung der Feierstunde im Festsaal durch Daniel Weiß (Klavier), gab die Nichte der Verstorbenen, Frau Waltraud Deutsch geb. Rasimus, mit ihrer bewegenden Rede einen kurzen Einblick in das facettenreiche Leben der Stifterin.

Der Vorsitzende des Vereins Haus der Donauschwaben, Heribert Rech MdL, bedankte sich in seiner Ansprache für die Großzügigkeit der Stifterin und ihrer Verwandten.

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Frau Waldtraud Deutsch geb. Rasimus
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Heribert Rech MdL

Nach einem weiteren Musikstück begaben sich alle ins Foyer des Hauses. Dort fand die feierliche Enthüllung der Stiftertafel statt. Im Anschluss daran überreichte der Vorsitzende die Stifterurkunde den Verwandten der Stifterin.

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Feierliche Enthüllung der Stiftertafel durch Henriette Mojem und Heribert Rech
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Nichte und Neffen der Stifterin
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Gruppenbild der Feiergemeinde

Zum Abschluss ließ die Feiergemeinde den Nachmittag bei Kaffee und Kuchen ausklingen. Bei der abschließenden Hausbesichtigung bekamen die Gäste Einblick in die vielfältige Arbeit des Hauses.

Der Verein Haus der Donauschwaben e.V. bedankt sich auch auf diesem Weg nochmals sehr herzlich bei der Stifterin und ihren Verwandten für die großzügige Unterstützung.

Fotos: Andreea-Loredana Minca

Donauschwäbischer Kulturpreis 2015 verliehen

„Die Donauschwaben pflegen ihre Tradition und Brauchtümer auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und den schrecklichen Ereignissen von Vertreibung und Flucht, damit die Kultur der alten Heimat erhalten bleibt“, sagte Innenminister Reinhold Gall am Dienstag, 3. November 2015, bei der Verleihung des Donauschwäbischen Kulturpreises in Sindelfingen. Kulturarbeit bringe immer ein Stück alte Heimat zurück und spiegele ein Stück Erinnerung wider. Ihm selbst sei die Aufgabe der Kulturpflege sehr ans Herz gewachsen. Für das Land sei die Pflege und Förderung des deutschen Kulturguts eine bleibende Verpflichtung, die künftigen Generationen über Grenzen hinweg zugutekomme.

Baden-Württemberg habe als zentrales und bedeutendes Element des Bekenntnisses zu den Donauschwaben bereits 1966 den Donauschwäbischen Kulturpreis ins Leben gerufen. Mit dem Preis sollten Kulturschaffende geehrt werden, die sich um die donauschwäbische Kultur und die kulturellen Wechselbeziehungen zwischen den Donauschwaben und ihren Nachbarn in den östlichen Siedlungsgebieten besonders verdient gemacht haben. „Und natürlich soll der Preis auch eine Auszeichnung für Kulturschaffende sein, die ihre Verbundenheit zur donauschwäbischen Kultur in und durch ihre Werke ausdrücken“, unterstrich der Minister.

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Innenminister Reinhold Gall
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Laudator Hans Vastag

 

 

 

 

 

 

 

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