Der per Gemeinderatsbeschluss vom letzten Herbst finanziell unterstützte Verein Haus der Donauschwaben, dem das 1970 erbaute Gebäude in der Goldmühlestraße gehört, hat bei der Stadt das Baugesuch für die geplanten Umbaumaßnahmen eingereicht.

Der Vereinsvorsitzende Raimund Haser MdL (rechts im Bild) unterschrieb im Beisein von Architekt Tobias Tietze (links) und dem ehrenamtlichen Finanzchef des Vereins, Torsten Villnow, die Baupläne, die neben einer grundlegenden Sanierung auch die Barrierefreiheit, die Energieversorgung, den Brandschutz, einen neu gestalteten Eingangsbereich, einen zusätzlichen Raum im Untergeschoss mit extra Eingang, eine Dauerausstellung, ein einladendes Foyer sowie mittelfristig den Anschluss des Hauses ans Fernwärmenetz der Stadtwerke vorsieht. „Ich freue mich auf den Tag, an dem das alles umgesetzt ist“, so der Vereinsvorsitzende, der zudem Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen (Berlin) ist und als Abgeordneter im Stuttgarter Landtag sitzt. „Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg: Wir brauchen Handwerker, die das, was wir wollen, zu bezahlbaren Preisen umsetzen. Wir brauchen Ehrenamtliche, die Lust haben, mit uns gemeinsam an einem neuen Haus zu bauen. Wir brauchen Spender, die uns helfen, ein paar Sonderwünsche zu finanzieren, wie zum Beispiel den Fluchtwagen aus dem Foyer im Außenbereich wettergeschützt zu platzieren. Und wir brauchen weiterhin die hohe Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses, die den Schreibtisch vorübergehend gegen den Arbeitskittel getauscht haben.“

     

Wie sehr die Renovierung in die Zeit passt, zeigt laut Haser der Krieg in der Ukraine und die langfristigen sozialen Folgen innerhalb der russisch-ukrainisch stammenden Bevölkerung in Deutschland. „Ich habe der Stadt Sindelfingen angeboten, dass wir unser Haus für Sprachkurse, Begegnungscafes und Beratungsstellen öffnen. Wir sind aber auch offen für andere Nutzungen und befinden uns in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung.“ Der Konflikt sei ein Beweis dafür, dass es genau daran krankt, wofür die Neukonzeption des Hauses steht, so Haser. „Ich habe in allen öffentlichen Terminen im Zuge der Finanzierungsanfrage gesagt, dass wir ein Ort der Begegnung zwischen Ost und West sein wollen, und ein Ort, an dem Europa aus der gemeinsamen Geschichte heraus als gemeinsames Friedensprojekt aller Nationen auf diesem Kontinent vermittelt werden soll.“

Durch die Anwerbung der Deutschen unter den russischen und habsburgerischen Herrschern vor mehr als zwei Jahrhunderten habe sich die deutsche Kultur die Donau entlang bis an die Wolga und ans Schwarze Meer verbreitet. Dobrudscha-, Schwarzmeer- oder Bessarabiendeutsche haben in der heutigen Ukraine und in Russland gewohnt – dementsprechend sind auch die heutigen „Deutschen aus Russland“ nicht ausschließlich Russen, sondern auch Kasachen, Ukrainer oder Moldawier, die sich einst etwas östlich vom Siedlungsgebiet der Donauschwaben auf dem Balkan oder in den heutigen Staaten Rumänien und Ungarn angesiedelt haben. „Die Wunden dieses Konfliktes und möglicherweise weiterer Auseinandersetzungen werden lange nicht verheilen. Wir möchten mit unserem Haus der Donauschwaben einen Beitrag dazu leisten, dass dieser Prozess der Verständigung, Aussöhnung und dem Aufbau einer europäischen Friedensarchitektur gelingen kann. Friede muss von unten wachsen.“ Das, so Haser, sei eine Lebensaufgabe, der sich alle Vertriebenenverbände angesichts des selbst erfahrenen Leids verschrieben haben.

 

Haus der Donauschwaben reicht Bauantrag ein und öffnet seine Türen für Ukrainer